Zwei Zinnhände öffnen sich nach oben, aus der fehlenden Sitzfläche eines alten Stuhles herausragend. Zwischen ihnen ragt ein Holzrund eines abgeschnittenen Besenstiels senkrecht heraus. Unter den Händen befinden sich zwei Pneumatikzylinder die die Hände auf- und ab bewegen. Nur wer noch jung und unschuldig oder sehr naiv ist, hat wohl den reinen, freien, unverdorbenen Blick auf dieses Objekt. Jeder andere kann sich wohl kaum von seinen Sexfantasien frei machen, welche durch die Luftgeräusche der Zylinder noch untermalt werden.
Wie ein Erleber zu mir sagte: "Herr Wessendorf das ist doch Schweinkram" aber er hat Unrecht, denn es stellt Schweinkram dar. Das Objekt ist was es ist, eine Anordnung von Bauteilen. Was es darstellt, passiert nur in unsern Köpfen, mit dem Objekt selbst hat es nichts zu tun. Und das ist der eigentliche Punkt meiner Arbeit: die Schubladen in unseren Köpfen die uns den Blick versperren die Dinge so zu sehen wie sie sind. Der reine naive Blick auf die Dinge dieser Welt ist uns verlorengegangen. Unsre eingefahrenen Denkstrukturen stehen uns oft im Weg, um die Wirklichkeit (wenn es überhaupt eine gibt) zu erkennen und neue Blickwinkel oder andere Wahrheiten zu erkennen.
Die Skulptur ist eine Einladung an den Erleber, sich zu fragen weshalb er dieses oder jenes assoziiert. Denn die Skulptur selber ist nur eine wertfreie Anordnung von Objekten. Erst der Erleber selbst füllt sie mit Werten und Inhalt. Somit ist es allein seine Fantasie und seine Projektionen, mit denen er sich auseinandersetzen kann, wenn er will. Warum denkt man das, was man denkt?